Binge Eating Störung - Wenn das Essen zur Sucht wird

Binge Eating Störung

In diesem Artikel erwartet dich ein großer Überblick über die Binge Eating Störung.

Hier findest du Antworten auf alle Fragen rund um die neue Essstörung. Du bist dir nicht sicher, ob du unter der Esssucht leidest? Weiter unten findest du einen Test mit dem du checken kannst, ob dein Essverhalten gestört ist.


Was ist Binge Eating?

Binge Eating Störung

Die Binge Eating Störung wird erst seit 2015 offiziell als Essstörung anerkannt und ist vergleichsweise neu. Die Betroffenen leiden unter wiederholten Episoden von Fressattacken. Während den Essanfällen werden ungewöhnlich große Mengen an Lebensmitteln konsumiert.

Binge Eating heißt auf Deutsch so viel wie “exzessives, übermäßiges Essen”.

Allerdings kompensieren Binge Eater die Fressattacken nicht, wie es zum Beispiel bei der Bulimia Nervosa der Fall ist. Die Bulimie ist ebenfalls eine Essstörung und auch bekannt als “Ess-Brech-Sucht”. Nach den Heißhungerattacken greifen Bulimiker zu unangebrachten Maßnahmen, wie zum Beispiel Erbrechen, exzessivem Sport oder dem Missbrauch von Abführmitteln, um einer Gewichtszunahme vorzubeugen.

Da bei der Binge-Eating-Störung keine kompensatorischen Maßnahmen stattfinden, leiden Betroffene häufig unter Übergewicht, wobei dies jedoch nicht zwingend der Fall sein muss. Aus diesem Grund wird des Öfteren diskutiert, ob es sich bei der Binge Eating Störung um einen Untertypen der Adipositas oder eine Variante der Bulimia Nervosa handelt. In welcher Hinsicht sich Binge Eating von diesen Essstörungen abgrenzt, erfährst du weiter unten.


Wer ist von der Binge Eating Störung betroffen?

Die Binge Eating Störung kommt im Vergleich zu der Magersucht oder Bulimie häufiger bei Männern vor. Allerdings sind auch hier vermehrt Frauen von der Esssucht betroffen. So erkranken etwa 20 bis 30 von 1.000 Frauen während ihres Lebens an Binge Eating.

Bei Männern sind es ungefähr acht bis 20 von 1.000, die unter den Essanfällen leiden. Allerdings setzt Binge Eating vergleichsweise spät ein. So tritt das gestörte Essverhalten meistens im frühen Erwachsenenalter (ca. 24 Jahre) auf und hat einen zweiten Erkrankungs-Höhepunkt im Alter von 45-54 Jahren.


Wie erkenne ich eine Binge Eating Störung?

Binge Eating Störung erkennen

Die Binge Eating Störung kennzeichnet sich durch wiederholte Episoden von Fressattacken. Während dieser Essanfälle verzehren Betroffene eine extrem erhöhte Nahrungsmenge in einem relativ kurzen Zeitraum. Hier ist allerdings nicht die Rede von einem klassischen Cheatday.

Es werden bis zu 10.000 kcal innerhalb von zwei Stunden aufgenommen.

Dabei haben Binge Eater das Gefühl, die Kontrolle zu verlieren. Die Fressattacken treten mindestens einmal pro Woche innerhalb von drei Monaten auf. Anders als bei der Bulimie wird der Essanfall jedoch nicht wieder kompensiert.

Selbsttest: Fühlst du dich bei den Fressattacken bisher angesprochen? Schau, ob mindestens drei weitere der folgenden Symptome auf dich zu treffen. Falls ja, kann es sein, dass du unter Binge Eating leidest. In diesem Fall solltest du unbedingt mit einem Arzt deines Vertrauens reden. Weiter unten erfährst du außerdem, wie man Binge Eating wieder heilen kann.

Symptom 1: Wesentlich schneller essen als normal

Während der Fressattacke essen die Betroffenen häufig schneller als unter normalen Umständen. Sie schlingen das Essen quasi in sich hinein, so dass in sehr kurzer Zeit enorm viel Nahrung aufgenommen wird.

Symptom 2: Bis zu einem unangenehmen Völlegefühl essen

Sicherlich hat jeder von uns schon einmal über den Hunger hinaus gegessen und musste anschließend mit Bauchweh oder Übelkeit kämpfen. Beim Binge Eating ist genau das der Fall. Die Fressattacken werden häufig erst beendet, wenn sich der Grad der Sättigung nicht mehr schön anfühlt.

Symptom 3: Essen großer Nahrungsmengen auch ohne Hungergefühl

Du hattest einen schlechten Tag und nur ein Stück Schokolade kann dich wieder aufmuntern? Die Fressattacken beim Binge Eating werden häufig durch Emotionen verursacht und können von den Betroffenen nicht kontrolliert werden.

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Symptom 4: Angst vor Anderen zu essen

Häufig schämen sich Binge Eater für die Menge der Nahrungsmittel, die sie zu sich nehmen. Aus diesem Grund ziehen sie sich verstärkt zurück, um ihre Esssucht vor Anderen geheim zu halten. Bauchschmerzen, kein Hunger oder es wurde schon gegessen, sind nur einige von vielen Ausreden, um gemeinsames Essen zu vermeiden.

Symptom 5: Ekelgefühle gegenüber sich selbst und Schuldgefühle

Binge Eater leiden sehr stark unter ihrer Essucht. Sie haben ein negatives Selbstwertgefühl, sind deprimiert und fühlen sich schuldig.

Wie bei allen Essstörungen ist auch bei der Binge Eating Störung eine umfangreiche Diagnostik durch einen Hausarzt und einen Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie besonders wichtig.


Wodurch entsteht eine Binge Eating Störung?

Binge Eating Störung Entstehung

Es kann nicht einheitlich formuliert werden, wie Binge Eating genau entsteht. Generell spielen mehrere verschiedene Faktoren eine Rolle, welche sich auch gegenseitig beeinflussen können. Mögliche Ursachen findest du hier:

Ursachen Erläuterungen
Individuell
  • Negatives Selbstwertgefühl
  • Probleme mit Konfliktbewältigung
  • Geringe Frustrationstoleranz
  • Mangelnde Impulskontrolle
  • Unfähigkeit, eigene Gefühle wahrzunehmen
Biologisch / körperlich
Familiär
  • Vorbilder für riskantes Essverhalten
  • Wenig Unterstützung durch andere Menschen
Sozio-kulturell
  • Mobbing, negative Kommentare
  • Ständiger Fokus auf Essen, Figur, Gewicht, Aussehen
  • Vergleich unter Gleichaltrigen

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Wie ist der Verlauf einer Binge Eating Störung?

Der Verlauf der Esssucht kann sehr wechselhaft sein. Die Fressattacken können phasenweise auftreten und anschließend über mehrere Monate verschwinden. Ebenso wird zwischen den Essanfällen zum Teil streng Diät gehalten. Während anderen Perioden überessen sich die Betroffenen dann wieder. Die Fressattacken werden häufig als eine Art “Rausch” beschrieben. Sie können über mehrere Stunden andauern. Im Anschluss wissen Betroffene manchmal nicht mehr, wann der Essanfall angefangen hat und wieder beendet wurde.

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Unterschied von Binge Eating zu anderen Essstörungen

ungesunde Snacks Fernsehen

Binge Eating weist einige Gemeinsamkeiten zu Adipositas und Bulimia Nervosa auf. Dazu gehören zum Beispiel starke Gewichtsschwankungen und wiederholte Diätversuche. Allerdings handelt es sich bei der Binge Eating Störung um keinen Untertypen dieser Erkrankungen. In welcher Hinsicht sich die Esssucht unterscheidet, erfährst Du hier.

Was unterscheidet die Binge Eating Störung von Adipositas?

Unterschied Binge Eating Adipositas
Essverhalten Bei der Binge Eating Störung leiden Betroffene unter regelmäßig auftretenden Fressattacken. Bei Adipösen muss das Übergewicht nicht zwangsläufig durch Essanfälle entstehen.
Körperbild Binge Eater leiden häufig unter einem negativen Körperbild. Adipöse haben zwar ein erhöhtes Körpergewicht. Das bedeutet aber nicht unbedingt, dass sie unzufrieden mit sich selbst oder ihrem Körper sind.
Psychopathologie Die Ursachen für Binge Eating sind häufig komplex und es spielen mehrere Faktoren eine Rolle. Adipositas muss nicht zwangsläufig durch psychische Probleme ausgelöst werden.

Was unterscheidet die Binge Eating Störung von Bulimia Nervosa?

Unterschied Binge Eating Bulimia Nervosa
Erstmanifestation 1.Erkrankungshöhepunkt:
ca. 24 Jahre
2.Erkrankungshöhepunkt:
45-54 Jahre
ca. 18 Jahre
Verhältnis Mann / Frau 1 zu 1,5 1 zu 10
Kompensation Keine Kompensationsversuche nach den Fressattacken. Die Essanfällen werden zum Beispiel durch Erbrechen, übermäßiges trainieren oder den Missbrauch von Abführmitteln kompensiert.
Körpergewicht Binge Eater sind häufig übergewichtig. Bulimiker sind meistens normalgewichtig.
Sonstige Während der Fressattacken wird der Nahrungsverzehr stärker genossen.

Was sind Folgen einer Binge Eating Störung?

Binge Eating Störung Folgen
  • Binge Eating hat eine sehr ausgeprägte Pathopsychologie und tritt häufig in Kombination mit Angststörungen und Depressionen auf. Diese können durch die Esssucht sogar verstärkt werden.
  • Darüber hinaus leiden Menschen mit Binge Eating sehr stark unter den Fressattacken und schämen sich für ihr Essverhalten. Aus Scham vor der Menge, ziehen sie sich häufig zurück und essen alleine. Dadurch vernachlässigen Binge Eater ihre sozialen Kontakte und Interessen.
  • Die Fressattacken können auch finanzielle Schwierigkeiten mit sich bringen, aufgrund der Nahrungsmengen.
  • Ebenso sind Gewichtszunahmen sowie Übergewicht eine weitere Begleiterscheinung. Ein erhöhtes Körpergewicht kann wiederum zu weiteren körperlichen Erkrankungen wie Diabetes, Herz-Kreislauf-Störungen oder Gelenkproblemen führen.

Was kann man gegen eine Binge Eating Störung tun?

Binge Eating Störung Hilfsmaßnahmen

Anders als bei Heißhungerattacken, handelt es sich bei der Binge Eating Störung um eine psychische Krankheit. Um die Esssucht zu heilen, müssen zuerst die Auslöser für die Fressattacken festgestellt werden. Anschließend werden Methoden ausgearbeitet um diese zu vermeiden. Dabei wird den Betroffenen ein gesundes Essverhalten vermittelt. Meist findet die Behandlung ambulant, im gewohnten Umfeld, statt. Dadurch können die Betroffenen die neu erlernten Techniken direkt in ihrem Alltag umsetzen. Eine stationäre Therapie ist sinnvoll, wenn weitere psychischen Erkrankungen vorhanden sind. Ebenso bei sehr stark ausgeprägten Binge Eating Störungen. Nach erfolgreicher Behandlung ist die Nachsorge sehr wichtig, denn es kann immer zu Rückfällen kommen.

Je früher das Binge Eating erkannt und behandelt wird, desto besser sind die Aussichten auf Heilung.


Therapeutische Maßnahmen bei einer Binge Eating Störung

Die Binge-Eating-Störung wird meistens mit Hilfe der kognitiven Verhaltenstherapie behandelt. Das Konzept beruht darauf, dass das gestörte Essverhalten erlernt wurde und daher auch wieder abtrainiert werden kann. Aus diesem Grund sollten Betroffene ein Tagebuch über Gefühle und Essgewohnheiten führen. Dadurch können die Auslöser der Fressattacken, wie zum Beispiel Stress, aufgedeckt werden.

Die Schwerpunkte der Binge-Eating-Therapie sind unter anderem:

  • Informationen und Aufklärung über das Krankheitsbild geben
  • Vermittlung einer gesunden Ernährung und Ernährungsweise
  • Die Ernährungsgewohnheiten ändern
  • Körperliche Bewegung in den Alltag integrieren
  • Das Selbstwertgefühl steigern
  • Strategien zur Rückfallprophylaxe ausarbeiten und erlernen

Tipp: Downloade dir ganz einfach unser kostenloses Ernährungstagebuch und verschaffe dir einen Überblick über dein Essverhalten!

Bei einer Binge Eating Störung liegen meist sehr verschiedene psychiatrische Krankheitsbilder vor, die zum Teil auch ursächlich sein können. Je nach Störungsbild und Begleiterkrankungen kann deshalb auch eine medikamentöse Behandlung in Betracht gezogen werden. ADHS (Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivität-Syndrom) kommt z.B. oft mit zeitgleich mit einem gestörten Essverhalten vor und kann am effektivsten mit Psychopharmaka behandelt werden.


Weitere Anlaufstellen bei gestörtem Essverhalten

Hilfreiche und wichtige Links zu weiteren Beratungs- und Informationsangeboten rund um das Thema Essstörungen findest Du hier:

https://www.bundesfachverbandessstoerungen.de
https://www.bzga-essstoerungen.de

Ambulante Therapieangebote findest Du hier:

https://www.kbv.de/html/arztsuche.php
https://www.bptk.de//service/therapeutensuche/

Selbsthilfegruppen für Jugendliche und junge Erwachsene findest Du hier:

https://schon-mal-an-selbsthilfegruppen-gedacht.de

Über den Umgang mit Depressionen und Suizidgefahr informiert die “Freunde fürs Lebens e.V.”:

https://www.frnd.de


Fazit

Binge eating Fazit

Binge Eating ist eine ernstzunehmende Krankheit, die unbedingt gemeinsam mit einem Arzt oder Psychotherapeuten behandelt werden sollte. Die Essstörung kann körperliche, psychische, soziale und finanzielle Folgen haben. Je früher die Esssucht behandelt wird, desto größer ist die Chance auf Besserung. In den meisten Fällen reicht eine ambulante Therapie aus.


Häufige Fragen und Antworten

Die Binge Eating Störung ist eine Essstörung. Betroffene leiden unter unkontrollierbaren Fressattacken. Dabei werden extrem große Nahrungsmengen verzehrt.

Es leiden mehr Frauen als Männer unter der Binge Eating Störung. Im Vergleich zu anderen Essstörungen, ist das Verhältnis jedoch sehr gering.

  • Wiederholte Episoden von Essanfällen
  • Gefühl des Kontrollverlustes
  • Wesentlich schneller essen als normal
  • Bis zu einem unangenehmen Völlegefühl essen
  • Essen großer Nahrungsmengen
  • Alleine essen aus Scham vor der Menge
  • Ekelgefühle gegenüber sich selbst

Je früher die Esssucht erkannt und behandelt wird, desto besser sind die Aussichten auf Heilung. In den meisten Fällen ist eine ambulante Behandlung ausreichend. Die Nachsorge ist extrem wichtig, um Rückfälle zu vermeiden.


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